Neues Gesetz = Ende der Nachbarschaftshilfe

Nationale und internationale Politik

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arcalis
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Feb 2011 10 15:10

Neues Gesetz = Ende der Nachbarschaftshilfe

Ungelesener Beitrag von arcalis

volksgruppen.orf.at schreibt:

Kampf gegen Schwarzarbeit :natuerlich:

In Slowenien wird die Nachbarschaftshilfe eingeschränkt. Handwerksunternehmen und selbstständig Beschäftigte dürfen ihre Arbeiten nur noch offiziell verrichten, sieht ein von Arbeitsminister Ivan Svetlik vorgestellter Gesetzesentwurf vor.


Verbot betrifft alle Professionisten
Mit dem "Gesetz zur Verhinderung von Schwarzarbeit" will die Mitte-Links-Regierung mehr Geld in die Staatskassen spülen und insbesondere der Bauwirtschaft helfen, die nach dem Platzen der Immobilienblase am Abgrund steht. Die Regierung schätzt das Ausmaß der Schwarzarbeit auf bis zu 25 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Das Verbot der Nachbarschaftshilfe betrifft alle Professionisten, wenn die jeweiligen Arbeiten unmittelbar mit ihrem Tätigkeitsbereich zusammenhängen. Unter Umständen wird man also einen Elektrounternehmer für Maurerarbeiten einsetzen können, ganz auf der sicheren Seite ist man aber, wenn der Nachbar überhaupt nicht als Bauunternehmer tätig ist. Weitere Voraussetzungen für die Nachbarschaftshilfe sind, dass die Arbeiten unentgeltlich und auch ohne sonstigen materiellen Nutzen geleistet werden und zwischen dem Leistungserbringer und dem Leistungsnehmer eine "räumliche Nähe" bestehe.

Schritt schafft zusätzliche Arbeitsplätze
Svetlik verteidigte den Gesetzesentwurf, der in den vergangenen Tagen einen Sturm der Entrüstung in der slowenischen Öffentlichkeit ausgelöst hatte. Die Zurückdrängung der Schwarzarbeit schaffe zusätzliche Arbeitsplätze, betonte Svetlik. Er erinnerte daran, dass der den öffentlichen Kassen durch Schwarzarbeit entstehende Schaden an geringeren Steuer- und Beitragszahlungen durch die steuerehrlichen Bürger getragen werden muss. Die Regierung will die "graue Wirtschaft" auch durch weitere legistische Maßnahmen zurückdrängen. Bei der Bemessung der Sozialversicherungsbeträge soll künftig das gesamte Vermögen berücksichtigt werden, nicht nur das - bei Schwarzarbeitern oft sehr niedrige - offizielle Lohneinkommen. Neben drastisch verschärften Strafen von bis zu 15.000 Euro sieht das Gesetzespaket auch eine Amnestie für Schwarzarbeiter vor, die ihre Arbeitgeber anzeigen.
Nun wird das entsprechende Gesetz also in der Tat auf den Weg gebracht. :spinnt:
Es ist sicher richtig, die Schattenwirtschaft zu bekämpfen, weil sie eine Menge Arbeitsplätze kostet. Aber was erreicht dieses geistreiche Gesetz nun? Es besagt im Kern folgendes: Niemand darf seinem Nachbarn noch in dem Bereich helfen, wo er qualifiziert ist. Also wenn mein Nachbar nun Maurer ist, darf er mir zukünftig nicht mehr beim Mauern helfen, sondern nur noch bei Elektroarbeiten oder beim Tapezieren. :natuerlich:
So ein Quatsch - entweder ist es unentgeldliche Nachbarschaftshilfe oder nicht. Wenn es "echte" Nachbarschaftshilfe ist, muss es egal sein, WAS der Nachbar dann macht. Geistreicherweise natürlich das, was er kann. Und wenn es Schwarzarbeit ist, dann ist es auch welche, wenn der schwarz arbeitende Maurer sich fürs Tapezieren entlohnen läßt.

Sicher wird auch mit der Nachbarschaftshilfe teilweise Schindluder getrieben, aber im Normalfall ist es doch meist so, dass viele gar nicht in der Lage sind, die Aufgabe an einen Handwerker/Bauunternehmer zu vergeben, da sie die Mittel nicht haben. Aus dem Grunde müssen sie es selbst machen und den Nachbarn um Hilfe bitten. Und umgekehrt wird dann demnächst mal beim Nachbarn geholfen, wenn der irgendwas renoviert. Es dürfte daher ein Trugschluss sein, mit diesem Gesetz könne man "mehr Geld in die Staatskasse" spülen und die am Abgrund stehende Bauindustrie retten.

Besonders kritisch sehe ich auch die Amnestie für "Petzen" - damit spielten man nur Neidern in die Hände und schürt Mißstrauen. Vielleicht könnte man ja noch überall einen "Nachbarschaftshilfewart" :untersuchung: installieren. So á la Blockwart in der ehemaligen Ostzone. Damit könnte man dann ja auch noch weitere Arbeitsplätze schaffen. :nicken:

Das ist Gesetz ist vielleicht gut gemeint - aber gut gemeint ist immer das Gegenteil von gut gemacht. Und es zeigt nur die Hilflosigkeit der Regierung, die Arbeitslosigkeit in den Griff zu kriegen. Das funktioniert nur mit Wachstum und nicht mit Gängelei der Bevölkerung. :nono:

So wenig wie ich ansonsten von den ganzen Referenden halte - hier kann man nur hoffen, dass eines diesen Schwachsinn zu Fall bringt.
:grillen: :stoesschen: :rose: :hofmachen:
Versuchungen sollte man nachgeben.
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Tom
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Feb 2011 10 21:17

Re: Neues Gesetz = Ende der Nachbarschaftshilfe

Ungelesener Beitrag von Tom

Hier haben wir auch schon über das Thema Kriegsrat gehalten... :teetrinken: :pcwinken:

http://www.forum-slowenien.de/viewtopic.php?f=16&t=1067" onclick="window.open(this.href);return false;


:prost:
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MOMO
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Re: Neues Gesetz = Ende der Nachbarschaftshilfe

Ungelesener Beitrag von MOMO

arcalis hat geschrieben:Besonders kritisch sehe ich auch die Amnestie für "Petzen" - damit spielten man nur Neidern in die Hände und schürt Mißstrauen. Vielleicht könnte man ja noch überall einen "Nachbarschaftshilfewart" installieren. So á la Blockwart in der ehemaligen Ostzone. Damit könnte man dann ja auch noch weitere Arbeitsplätze schaffen.
...Ups...jetzt muß der olle Ossi mal dzwischenhauen... :absolvent: :absolvent:

einen "Blockwart" gab es ja nun doch nicht.... :hintern: ...es mag dir so erscheinen aus dem geschichtsunterricht, aber das waren doch nur Hausmeister, die ehrenamtlich für die staatliche Wohnungsbaugesellschaft gearbeitet haben.... :wink: .angeschissen, hat dich ein Furz, von dem du es nicht gedacht hättest... :eek: :eek: ...das war das Elend...von dem "Blockwart" wußtest du ja zumindest, das er eine "Funktion" hatte, vom Nachbarn nicht... :weinend:

..jedenfalls hat das Wort Blockwart für mich eine andere geschichtliche Bedeutung..... :wink:

...ich hab mal `ne Fahrradkette bei uns im Keller geklaut.....(da war ich noch jung und hübsch, also mit 12 Jahren)...damals hatte ich meine ersten Erfahrungen mit dem system... :wiederkaeuer: ..aber das versteht eh hier keiner... :totlach: :totlach:


MOMO
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Benutzer 989 gelöscht
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Feb 2011 10 23:36

Re: Neues Gesetz = Ende der Nachbarschaftshilfe

Ungelesener Beitrag von Benutzer 989 gelöscht

im Osten haben die auch gearbeitet; nur wenn das Material verbaut war, musste man halt warten bis Nachschub kam? ( Planwirtschaft ) Da wurde auch noch viel mit der Hand gesägt - man hatte ja Zeit!
In manchen fertigen Wohnblöcken wohnten die Leute schon drin, hatten aber keine Schlösser in ihren Türen; weil in der geplanten Wirtschaft diese vergessen wurden :ueberleg:
arcalis hat geschrieben: Weitere Voraussetzungen für die Nachbarschaftshilfe sind, dass die Arbeiten unentgeltlich und auch ohne sonstigen materiellen Nutzen geleistet werden undzwischen dem Leistungserbringer und dem Leistungsnehmer eine "räumliche Nähe" bestehe.

räumliche Nähe? Ein Homie oder was? :mrgreen: :lolwackel:
Wie darüber hinaus diese Leistungen abgerechnet werden sollen? k.A. Der Eine Heini macht ein Angebot - 25% und bringt sein Geld im Baukübel noch mit, der Andere haut einen Zuschlag v. 30% drauf? Wo ist da der Mittelwert für die Berechnungsbasis, f. d. Kalkulation der Umsatzsteuer/Mehrwertsteuer? :spinnt:
Wie ist es, wenn ich die ganzen Arbeiten selbst ausführe? Muss ich da auf der Baustelle eine Lan-Cam ständig mitlaufen lassen und die Videos in youtube uppen?
arcalis hat geschrieben:.. Neben drastisch verschärften Strafen von bis zu 15.000 Euro sieht das Gesetzespaket auch eine Amnestie für Schwarzarbeiter vor, die ihre Arbeitgeber anzeigen.
.
Super! Eigener AN zeigt Chef an? :spinnt: Slowenien....weiter so! :grindevel:

Kurz: Früher wurde man belohnt, wenn man "mehr arbeitete". Heute wird man bestraft, wenn man fleissig ist. Da soll sich noch Einer auskennen? :ueberleg:
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stajerka
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Re: Neues Gesetz = Ende der Nachbarschaftshilfe

Ungelesener Beitrag von stajerka

Blatt ist ja bekanntlich Geduldig

Nunja ich denke dieses Gesetzt wird sich nicht durchsetzen , grad in den Ländlichen Gebieten ist es sehr stark , ich helfe dir du hilfst mir . Ich sehe das immer wieder unten aber auch in den Städten wen Sie das unterbinden wollen dann viel spaß beim kontrollieren :totlach:
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Tom
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Re: Neues Gesetz = Ende der Nachbarschaftshilfe

Ungelesener Beitrag von Tom

Triglav hat geschrieben:
Kurz: Früher wurde man belohnt, wenn man "mehr arbeitete". Heute wird man bestraft, wenn man fleissig ist. Da soll sich noch Einer auskennen? :ueberleg:
In Deutschland gibt es dafür einen Begriff... Hartz 4
Da werden 70 % Faulenzer durchgefüttert. Junge Menschen, die sich zu schade sind morgens um 5 aufzustehen und zu arbeiten :aufgeregt:
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France Prešeren
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Apr 2011 09 12:15

Re: Neues Gesetz = Ende der Nachbarschaftshilfe

Ungelesener Beitrag von France Prešeren

31 Abgeordnete von SDS und SNS starteten bezüglich dieses Gesetzes am Dienstag einen weiteren Referendumsmarathon. Somit wird auch hier das Volk entscheiden müssen dürfen. Hoffentlich gehen nicht irgendwann die Sonntage aus.
Morgen findet übrigens das Referendum über das Mini-Job Gesetz statt.
Nazadnje še, prijatlji,kozarce zase vzdignimo,ki smo zato se zbrat'li,ker dobro v srcu mislimo.
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Benutzer 989 gelöscht
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Apr 2011 10 14:18

Re: Neues Gesetz = Ende der Nachbarschaftshilfe

Ungelesener Beitrag von Benutzer 989 gelöscht

France Prešeren hat geschrieben: Morgen findet übrigens das Referendum über das Mini-Job Gesetz statt.
mini-job-Gesetz finde ich i.O. Warum soll ein Student den letzten Rest noch versteuern? Unfug!

nur, was kommt als Nächstes: Entscheidungen, ob in Zukunft nur noch 2- oder 3-lagiges Klopapier zugelassen wird und Hackle Feucht gänzlich abgeschaft werden wird....usw.?
:spinnt:
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France Prešeren
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Aug 2019 19 13:23

Re: Neues Gesetz = Ende der Nachbarschaftshilfe

Ungelesener Beitrag von France Prešeren

https://siol.net/novice/slovenija/prija ... zni-505089

Da hat es wieder einen Rentner erwischt, der seinem Freund und entfernten Verwandten geholfen hat, dessen Dach neu einzudecken. Das Problem war, die helfende Hand ist ein Verwandter 4. Grades, unentgeltlich helfen dürfen aber nur Verwandte bis zum 3. Grad. 1000€ trägt der Strafzettel dafür.

Völlig bescheuert, dass ich erstmal einen Rechtsanwalt und Ahnenforscher kontaktieren muss, ehe ich einem Freund im Baugewerbe helfen darf. Übrigens hätte er ihm problemlos helfen können, Trauben zu lesen oder Kartoffeln zu ernten. Wenn er aber Dachziegel verlegt, dann sollte die Finanzpolizei nicht in der Nähe sein. :spinnt:
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Trojica
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Aug 2019 19 15:35

Re: Neues Gesetz = Ende der Nachbarschaftshilfe

Ungelesener Beitrag von Trojica

Tut doch weh...man könnte meinen, die dumpfe Suppe der deutsche Bürokratie schwappt nach Slowenien rein :kopfwand:
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