Dem UN-Tribunal wurde immer wieder vorgeworfen, bei "nichtserbischen" Angeklagten größere Milde walten zu lassen. Davon konnte beim heutigen Urteilsspruch gegen den kroatischen Ex-General und Nationalhelden Ante Gotovina allerdings keine Rede sein ...
Die katholische Kirche Kroatiens liess für ihn beten
, die Regierungschefin hatte kundgetan, dass sie sich alles andere als einen Freispruch nicht vorstellen könne und das Parlament brach eine Sitzung ab, um sich gemeinsam den erwarteten Freispruch auf einem Bildschirm ansehen zu können. Auf zahlreichen öffentlichen Plätzen waren Leinwände aufgestellt, vor denen sich die Leute versammelten, um sich die Urteilsverkündung ansehen zu können.Um so größer das Entsetzen, als der Gerichtshof den "Nationalhelden" Gotovina zu 24 Jahren Haft wegen Kriegsverbrechen gegen serbische Zivilisten verurteilt wurde. Mit Gotovina wurde ein weiterer General verurteilt; ein dritter wurde freigesprochen.
Dieses Urteil stößt in Kroatien auf völliges Unverständnis. Es herrscht die allgemeine Auffassung, der Krieg gegen die serbische Minderheit sei "gerecht" gewesen. Und im Krieg seien alle Mittel recht gewesen, um das von den Serben illegal besetzte Territorium von ca. einem Drittel des kroatischen Staatsgebiets zurück zu erobern. Diese Lesart vertritt sogar die Regierung Kroatiens.
Und einer der "Helden" dieses Krieges und der "Befreiung" ist der nun verurteilte Ex-General Gotovina, der die Heimat verteidigt und somit nichts Unrechtes getan haben kann.
Viele sehen damit Kroatien als "Volk" verurteilt. Im Tv sind sich die "Rechtsexperten" einig, dass es sich nur um ein Fehlurteil handeln kann und Gotovina im Berufungsverfahren Erfolg haben wird. Das Gericht sei einseitig gewesen; die Aggressionen der Serben seien nicht berücksichtigt worden. Und auch Argumente der Verteidigung seien ignoriert worden.
Ich denke, der Knackpunkt in diesem Verfahren ist derjenige, dass für das kroatische Selbstverständnis die "Befreiung" und "Verteidigung" der Heimat nicht bestraft werden darf - es war aus ihrer Sicht keine Vertreibung, sondern eine Befreiung von einem illegalen "Besatzer". Die Taten, wegen derer Gotovina nun verurteilt wurde, waren keine Kriegsverbrechen, sondern "Verteidigungshandlungen" und zur Befreiung Kroatiens notwendig. So ungefähr wie "Notwehr" im Strafrecht.
Diese völlig unterschiedliche Sichtweise der Dinge wird sich auch in einer Berufungsverhandlung nicht ausräumen lassen. Die Kroaten sehen die Befreiung des Landes durch "ihren" Nationalhelden und wollen die ethnischen Säuberungen und Gräueltaten gegen serbische Zivilisten, wegen derer Gotovina verurteilt wurde, nicht zur Kenntnis nehmen. Oder sehen sie im Zusammenhang mit "Krieg" als legitim an, so nach dem Motto: wo gehobelt wird, da fallen Späne...
Ich denke, das Kriegsverbrechertribunal der UN wird ein gerechtes Urteil gefällt haben. Die Richter werden anhand der Beweise und Zeugen ihre Meinung gebildet und danach geurteilt haben. Und auch in Den Haag gilt "im Zweifel für den Angeklagten" - somit müssen die Beweise gegen Gotovina bei so einer hohen Strafe schon erdrückend gewesen sein.
quellen: reuters, sueddt.de, welt.de
Ich will den 
zurück!
...mir Respekt verschaffen!!! 
