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Ist es wirklich so, dass ein Kirchenfunktionär als logische Konsequenz der Inhalte des Neuen Testaments eine extrem pazifistische Einstellung haben muss?France Prešeren hat geschrieben:Ich denke, ein Kirchenfunktionär ohne eine extrem pazifistische Einstellung hat den falschen Job. Ihre Aussagen zu Gewalteinsätzen halte ich nur für eine logische Konsequenz der Auslegung des Neuen Testamentes. Da Kirchenleute ihre Aussagen und Entscheidungen stets auf Grundlage der Heiligen Schrift machen und treffen sollten, sind ihre Aussagen nur logisch.
Pazifismus schließt meines Wissen nach auch das Recht zur Gegenwehr aus – aber gehört zur Nächstenliebe nicht auch die Pflicht zu helfen, wenn Unrecht geschieht? Muss man sich als Pazifist ansehen, wie jemand verprügelt wird, ohne eingreifen zu dürfen oder sogar müssen?
Sicher gibt es keine „gute Gewalt“ – aber kann man es sich als Kirchenfunktionär so einfach machen und sagen, Gewalt ist nie und in keinem Fall gerechtfertigt und sich auf die Auslegung des Neuen Testaments berufen? Zieht man sich so nicht etwas einfach aus der Verantwortung?
Jesus ist selbst nachweislich einmal gewalttätig geworden, als er die Händler – die seiner Meinung nach den Tempel entweihten-, handgreiflich aus demselben herausgeworfen hat. Also kann man auch als Christ für sich in Anspruch nehmen – von mir aus als ultima ratio – Gewalt anwenden zu dürfen.
Jedenfalls hilft es keinem Geknechteten und Verfolgten, wenn die Kirche sich auf den pazifistischen Standpunkt zurückzieht, dass ihm zwar grosses Unrecht geschieht, er aber mal wacker durchhalten soll, da als Lohn das Himmelreich winkt.
Die Aussage „in Afghanistan ist alles schlecht“ war nicht richtig. Wie müssen sich beispielsweise die evangelischen, gläubigen Soldaten dort vorgekommen sein – von ihrer eigenen Führerin angeprangert.
Und auch einen notwendigen Tyrannenmord mit der Pflicht zur Gewaltlosigkeit abzulehnen ist nicht nachvollziehbar. Christlicher ist es meiner Ansicht nach, das Leid und Unrecht auf der Welt mit den möglichen Mitteln so gering wie möglich zu halten. Das funktioniert jedoch nicht mit Pazifismus allein .
Ich selbst halte auch nicht das Meiste von Afghanistan-Einsatz . Aber nicht aus pazifistischen Gründen.
Und zum Verbot von Kondomen – ich bin nicht der Bibelexperte, aber handelt es sich dabei nicht eher um eine von der kath. Kirche konstruierte Verhaltensmaßregel aufgrund der Auslegung, Sex habe ausschließlich den Zweck, sich nach erfolgter Heirat zu vermehren? Das Verbot ist vor diesem Hintergrund natürlich logische Konsequenz – aber steht im Neuen Testament irgendwo tatsächlich, dass Sex nur der Fortpflanzung dient? Mag sein – so bibelfest bin ich weiß Gott nicht. (Und was mir nicht gefällt, überles ich auch schon mal…) Aber man muss auch immer sehen, dass auch die Evangelien letztendlich von Menschen geschrieben wurden und auch nur die von der Kirche anerkannt sind, die inhaltlich „in den Kram passen.“ Gerade in diesen Punkt gibt es sehr interessante Diskussionen und Theorien, wie und warum gerade die vier Evangelien zu diesen wurden. Führt aber zu weit hier.
Alles in allem eine schwierige Diskussion.