Bischöfin Käßmann und die Moral von der Geschicht

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arcalis
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Feb 2010 24 10:36

Bischöfin Käßmann und die Moral von der Geschicht

Ungelesener Beitrag von arcalis

Na so richtig wußte ich das Thema nicht einzuordnen - da hab ich es mal hier eingestellt.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), die Bischöfin Käßmann, wurde vergangenen Samstag um 23.00 Uhr mit 1,54 Promille Alkohol im Blut erwischt, nachdem sie in der Innenstadt von Hannover eine rote Ampel überfuhr. Der Sachverhalt wird den meisten zu Ohren gekommen sein. In dem Promillebereich und handelt es sich in Deutschland um eine Straftat - also mit Sicherheit kein Kavaliersdelikt. Und wie gesagt: kurz vor zu Haus ein Rotlichtverstoss - die Ampel müßte sie eigentlich kennen. Es spricht also viel dafür, dass sie ziemlich voll und tatsächlich in keinster Weise mehr fahrtüchtig war.
Heut konnte man dann weiter lesen, dass die Bischöfin nicht allein im Dienstwagen sass, sondern in Begleitung eines männlichen Unbekannten war. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass die Polizei die Daten des Begleiters nicht aufnahm, obwohl dies offenbar vorgeschrieben war. Warum nicht?? Also die Umstände sind schon etwas seltsam, aber nun gut. Nur scheint es ein Interesse daran gegeben zu haben, dass die Person inkognito bleibt. Hoffe mal nicht, dass die gute Bischöfin neben ihrem strafrechtlichen Fehlverhalten noch munter gegend das 7. Gebot (des evangelischen Katechismus) bzw. das 10. Gebot verstossen hat.... :wink:

Für mich sind die Stellungnahmen und Reaktionen auf den Vorfall sehr interessant:
Der Rat der EKD spricht ihr das Vertrauen aus. Die Ratsmitglieder stellten sich nach einer nächtlichen Krisensitzung allesamt hinter Käßmann. Auf der nächsten Sitzung diese Woche solle der Fall abschließend bewertet werden. "In ungeteiltem Vertrauen überlässt der Rat seiner Vorsitzenden die Entscheidung über den Weg, der dann gemeinsam eingeschlagen werden soll", hieß es weiter. So so.... :ueberleg:
Christian Weisner, Sprecher der Reformbewegung „Wir sind Kirche“, sagte, Alkohol komme wie in anderen Gesellschaftsbereichen auch in Kirchenkreisen vor. „Ihr Rücktritt wäre übertrieben. Wir sollten die Kirche im Dorf lassen.“
Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) hofft, dass die Gläubigen der Landeskirche Niedersachsen und die Bischofskollegen der EKD zu Käßmann stehen und sie stützen.
Es gibt auch andere Stimmen:
Der Vorsitzende der konservativen protestantischen Konferenz Bekennender Gemeinschaften, Ulrich Rüß: „Gerade in ihrer Funktion ist Vorbildfunktion gefragt. Sie weiß auch, dass jetzt ihr eigenes christliches Gewissen gefordert ist. Aus diesem Gewissen heraus muss sie nun eine Entscheidung treffen, die der Verantwortung des Amtes entspricht.“

Ich bin ehrlich gesagt ziemlich irritiert über die ganze Geschichte. Sicher kann man sagen: "Sie ist auch nur ein Mensch" ..."Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein" und so weiter und so weiter. Alles richtig, auch Frau Käßmann ist nur ein Mensch. Und hat in der Vergangenheit gerade damit kokettiert, dass auch sie fehlbar sei. Die letzte Diskussion in dieser Richtung wurde geführt, als sie sich scheiden lies. Auch dies ist ihr gutes Recht. Aber sie ist nicht nur Frau Käßmann, sie ist auch die 1. evangelische Bischöfin in Deutschland. Es ist etwas anderes, ob man mich nachts mit einem unbekannten Mann und besoffen mit dem Auto anhält oder die höchste evangelische Würdenträgerin Deutschlands. Und die ganze Aktion :prost: mitten in der Fastenzeit - hallo???
Wasser predigen - Wein saufen? Da fragen sich doch die Gläubigen, die brav die Fastenregeln einhalten und sich so auf das Osterfest vorbereiten, wie glaubwürdig ihre Würdenträger denn wohl sind. Gleiches gilt zu ihren zahlreichen Aussagen im Hinblick auf Alkohol im Strassenverkehr. Sie hat sich mehrfach dazu geäußert, wie unverantwortlich ein solches Verhalten sei. Wer von Moral redet - und das tat sie gefragt und ungefragt zu diversen Themen von Afghanisten über Abschiebung von Asylanten bis zu Hartz IV - sollte diese nicht nur einfordern, sondern gerade in solch einer Position sich auch im Privatleben daran halten. Sonst verliert die Person für mich alle Glaubwürdigkeit.
Meiner Meinung nach hat sie in ihrem Amt eine grosse Vorbildfunktion. Die Messlatte liegt bei ihr wesentlich höher. Und es kann nicht sein, dass aus diesem Fehlverhalten keine Konsequenzen gezogen werden. Als Mensch kann sie sich ein Fehlverhalten mit Sicherheit leisten und sie tut mir auch insofern vielleicht etwas leid - als Bischöfin aber gewiss nicht. Und da reicht es auch bestimmt nicht - wie jetzt von allen betont wird-, wenn sie ihr Fehlverhalten bereut und ihren Fehler einsieht. Ja was denn wohl sonst??? Das tut jeder Ladendieb auch, wenn er erwischt wurde. :kopfwand:

Bin mal gespannt, wie es weiter geht...´
Ist vielleicht ein etwas kompliziertes Thema, aber ich wollts halt mal loswerden. :peinlich:
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Feb 2010 24 16:32

Re: Bischöfin Käßmann und die Moral von der Geschicht

Ungelesener Beitrag von arcalis

Die Geschichte ist recht zügig weiter gegangen...
Trotz der Unterstützung durch den Rat der EKD hat die Bischöfin eben ihren Rücktritt von allen kirchlichen Ämtern - als EKD-Ratsvorsitzende und als hannoversche Bischöfin - erklärt.
Ich halte den Schritt für angemessen. Als Privatperson kann man sich wie eine Privatperson benehmen, aber als Bischöfin kann man sich so einen "Sündenfall" nicht erlauben, ohne der Kirche und dem Amt in puncto Glaubwürdigkeit massiv zu schaden. Sie hat dies wohl trotz der Solidariätsbekundungen auch erkannt und damit die einzig richtige Konsequenz gezogen. Gut war, dass sie damit nicht lange gefackelt, sondern schnell für klare Verhältnisse gesorgt hat.
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Re: Bischöfin Käßmann und die Moral von der Geschicht

Ungelesener Beitrag von xchen1213

arcalis hat geschrieben:Na so richtig wußte ich das Thema nicht einzuordnen
:lachend: ist ja auch ein slowenien forum :wink:
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arcalis
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Re: Bischöfin Käßmann und die Moral von der Geschicht

Ungelesener Beitrag von arcalis

xchen1213 hat geschrieben: :lachend: ist ja auch ein slowenien forum :wink:
Na ich meinte das eher anders, aber egal.
Ich glaube, das hier angesprochene Thema - ich sag mal grob Moral und Glaubwürdigkeit - beschränkt sich nicht auf Deutschland, weil es in diesem Fall gerade eine deutsche Bischöfin war. Vergleichbare Dinge sind und werden in ähnlicher Form an vielen Orten und in vielen Ländern bereits vorgekommen sein und auch weiter vorkommen. Sei es in der Politik, in der Wirtschaft (gerade im Rahmen der Finanzkrise war doch oft von Moral, grenzenloser Gier usw. die Rede) oder auch - wie hier - in der Kirche. Es geht dabei nicht zuletzt um das Zusammenleben innerhalb einer Gesellschaft und in welche Richtung es in der Zukunft geht, wenn die Bedeutung von Ethik und Moral immer weiter nach unten geht. Woher rührt denn z.B. die nahezu europaweit herrschende Politkverdrossenheit - weil die Menschen von den Politikern aufgrund zahlreicher Verfehlungen immer weniger halten.
Und wenn man über 1000 Themen von Politik über Wirtschaft, Kultur, Sport und sonstiges diskutiert, schreibt und dazu eine Meinung hat, kann man sich auch mal zu solchen Dingen Gedanken machen.
Mir gehts zumindest so. :wink:
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Re: Bischöfin Käßmann und die Moral von der Geschicht

Ungelesener Beitrag von Benutzer 989 gelöscht

Die Käßmann hat Recht mit der Afganistanproblematik und das wollen viele Waffenlobbyisten, Industrielle, Banker nicht offiziell hören.

Leider ist die Bischöfin mit 1,5 Promille in der Gegend rummgefahren; vermutlich kein Einzelfall, denn 1,5x Promille sind schon paar Biere/Schnäpse?
Als Vorbildfunktion musste diese ihr Amt niederlegen; da gibt es keine Diskussionen. Einige werden nun wohl froh sein, dass ein normal denkender Kritiker weniger auf der Straße rummläuft.

Bedenklicher finde ich eher die Situation, dass Informationen aus der Polizeistation an die Pressestellen weitergegeben wurden? So wäre es eine private Sache für Käßmann gewesen. Hätte den Führerschein abgegeben, Strafe gezahlt, MPU + Führerschein neu gemacht, fertig.
So wurde es in der Presse breitgeklopft, vermutlich durch finanz. Sponsoring der Waffenindustrie an die Bildzeitung? Bezahlte Denunzierung mit Polizeisupport. So läuft das nicht in einem Rechtsstaat.
Für mich eine klare Sache für eine Dienstaufsichtsbeschwerde + Konsequenzen.

Meine Meinung:
Lieber 5 x Käßmann total rotz-besoffen
als
einen Gieedo Westerwelle innerlich total vertrocknet und nüchtern.

...meine 5ct :essenbereit:
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arcalis
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Re: Bischöfin Käßmann und die Moral von der Geschicht

Ungelesener Beitrag von arcalis

Ich habe Respekt vor der konsequenten und kurzfristigen Entscheidung Käßmanns zum Rücktritt. Sie hatte genau erfaßt, dass sie aufgrund des Fehlverhaltens ihre Stimme (erst mal) nicht mehr als "moralische Instanz", als die sich sich und viele andere sahen, würde erheben können.

Als Bischöfin war sie jedenfalls nicht mehr tragbar. Als Mensch versagt jeder einmal und das war auch nicht das Problem.

Allerdings kann ich dir nicht in dem Punkt zustimmen, dass sie mit ihren Aussagen zur Afghanistan-Politik Recht hatte. In meinen Augen hat sie da ziemliches Blech geredet. Sicher kann man geteilter Meinung über den Einsatz seien - aber was sie da von sich gab, kann Liesschen Müller mit Peace-Button am Strickpulli in der Teestube von sich geben, aber nicht die 1. Bischöfin Deutschlands.

Noch wirrer waren ihre Ansichten zum Dritten Reich. Da hat sie im Interview in etwa den Standpunkt vertreten, dass Anwendung von Gewalt selbst in dem Fall der Beseitigung einer menschenverachtenden Diktatur nicht gerechtfertigt sei. Sei es durch "Gewalt" von aussen - somit der Alliierten - oder auch von innen. Denkt man das zu Ende, war nach Käßmanns Theorie z.B. das Attentat des Oberst von Stauffenberg ein nicht zu rechtfertigender Gewaltakt. ah ja... :???:
Selig sind die Sanftmütigen! Leider tragen diese Gutmenschen ausser einer betroffenen Mine, einem erhobenen Zeigefinger und schönen Worten selten etwas zur Lösung der Probleme bei. Weil sie selbst keine haben. Aber vielleicht hilft ja eine Lichterkette weiter. Einnmal rund um Kabul - und anschließend haben sich alle lieb....

Frau Käßmann wurde in Deutschland als "Fachfrau" für Moral und Ethik von Talkshow zu Talkshow gereicht. In vielen Fragen hatte sie auch sicher einer Meinung, der man sich anschließen konnte. Weil sie mit beiden Beinen im Leben steht.
Aber im Fall Afghanistan oder zum 3. Reich hätte sie sich ihre Äußerungen besser gespart.

Nix für ungut - da hat wahrscheinlich jeder seine eigenen Meinung zu....Ich hab jedenfalls schon immer etwas Probleme mit den Gutmenschen und Schönrednern gehabt, die an der Realität vorbeisehen und meinen, mit "we shall overcome" auf den Lippen und einem "Nie wieder Krieg"-Plakat die Probleme lösen zu können.
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France Prešeren
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Re: Bischöfin Käßmann und die Moral von der Geschicht

Ungelesener Beitrag von France Prešeren

Ich denke, ein Kirchenfunktionär ohne eine extrem pazifistische Einstellung hat den falschen Job. Ihre Aussagen zu Gewalteinsätzen halte ich nur für eine logische Konsequenz der Auslegung des Neuen Testamentes. Da Kirchenleute ihre Aussagen und Entscheidungen stets auf Grundlage der Heiligen Schrift machen und treffen sollten, sind ihre Aussagen nur logisch.

Vergleichen kann man es vielleicht mit dem kirchlichen Verbot der Nutzung von Kondomen. Was würde es bedeuten, wenn die Kirche es nicht verbieten würde? Es würde bedeuten, dass sie von ihren eigenen Vorgaben Sex ausschließlich zur Fortpflanzung und erst nach Heirat zu praktizieren, abrücken würde. Doch das ist ein elementarer Punkt im Katholizismus, weshalb es also nur eine logische Schlussfolgerung ist, dass die Kirche gegen Kondome ist. Und so sehr viele Europäer hoffen, dass ein Papst davon abrückt, so wenig wird das jemals passieren.

In diesem Sinne müssen die Aussagen von Kirchenoberhäuptern stets gesehen werden. Und weil deren Aussagen unter allen moralischen und krichlichen Aspekten belastbar sein müssen, war der Rücktritt von ihr auch nur logisch. Was ich absolut nicht verstehen kann, ist, dass die ersten paar Tage sich mehrere Politiker und der komplette Kirchenrat hinter sie stellten und ihr ihr Vertrauen aussprachen. Es fehlt mir das Verständnis, weil es für mich da keine zwei Meinungen geben kann, was die Frau nach dem Vorfall zu tun hatte. Wenigstens hat sie selber erkannt, nachdem es ihr anscheinend niemand herantrug, dass sie mit diesem Verhalten weder ein Vorbild sein kann noch ein evangelisch-moralisches Gewissen in Deutschland.
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Re: Bischöfin Käßmann und die Moral von der Geschicht

Ungelesener Beitrag von Benutzer 989 gelöscht

arcalis hat geschrieben: Nix für ungut - da hat wahrscheinlich jeder seine eigenen Meinung zu....Ich hab jedenfalls schon immer etwas Probleme mit den Gutmenschen und Schönrednern gehabt, die an der Realität vorbeisehen und meinen, mit "we shall overcome" auf den Lippen und einem "Nie wieder Krieg"-Plakat die Probleme lösen zu können.
was wollen die dt. Bierbäuche in Afganistan verreissen?
Frage: Wem nutzt es? Der Afgane hat im Gegensatz zum schnell-lebenden Westeuropäer noch Geduld. Zeit ist im Hindukush ein dehnbarer Begriff. Da sind 10 - 20 Jahr gar nix.

ps. und ein Gutmensch bin ich sicher nicht.
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Re: Bischöfin Käßmann und die Moral von der Geschicht

Ungelesener Beitrag von arcalis

Triglav hat geschrieben: ps. und ein Gutmensch bin ich sicher nicht.
Mein Prinzip: Willst Du mir hart, brech ich dir zuerst den Kiefer, danach die Nase. Tausendfach trainiert. Bild
:shock: ich meinte auch nicht dich mit dem "Gutmenschen" - du hast eine Meinung zu dem Thema genau wie ich und hast deine Argumente. Ich denke auch, dass es in Afghanistan ewig zu keiner Lösung kommen wird - weil es völlig unterschiedliche Kulturen sind. Für die uns das Verständnis fehlt. andere Diskussion...

Ich habe ein Problem damit, wenn jemand den Moralapostel spielt, Gewalt strikt ablehnt und ansonsten keinerlei Argumente oder Lösungen hat. Wem hilft das und was bringt das?
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Re: Bischöfin Käßmann und die Moral von der Geschicht

Ungelesener Beitrag von arcalis

France Prešeren hat geschrieben:Ich denke, ein Kirchenfunktionär ohne eine extrem pazifistische Einstellung hat den falschen Job. Ihre Aussagen zu Gewalteinsätzen halte ich nur für eine logische Konsequenz der Auslegung des Neuen Testamentes. Da Kirchenleute ihre Aussagen und Entscheidungen stets auf Grundlage der Heiligen Schrift machen und treffen sollten, sind ihre Aussagen nur logisch.
Ist es wirklich so, dass ein Kirchenfunktionär als logische Konsequenz der Inhalte des Neuen Testaments eine extrem pazifistische Einstellung haben muss?
Pazifismus schließt meines Wissen nach auch das Recht zur Gegenwehr aus – aber gehört zur Nächstenliebe nicht auch die Pflicht zu helfen, wenn Unrecht geschieht? Muss man sich als Pazifist ansehen, wie jemand verprügelt wird, ohne eingreifen zu dürfen oder sogar müssen?
Sicher gibt es keine „gute Gewalt“ – aber kann man es sich als Kirchenfunktionär so einfach machen und sagen, Gewalt ist nie und in keinem Fall gerechtfertigt und sich auf die Auslegung des Neuen Testaments berufen? Zieht man sich so nicht etwas einfach aus der Verantwortung?
Jesus ist selbst nachweislich einmal gewalttätig geworden, als er die Händler – die seiner Meinung nach den Tempel entweihten-, handgreiflich aus demselben herausgeworfen hat. Also kann man auch als Christ für sich in Anspruch nehmen – von mir aus als ultima ratio – Gewalt anwenden zu dürfen.
Jedenfalls hilft es keinem Geknechteten und Verfolgten, wenn die Kirche sich auf den pazifistischen Standpunkt zurückzieht, dass ihm zwar grosses Unrecht geschieht, er aber mal wacker durchhalten soll, da als Lohn das Himmelreich winkt.

Die Aussage „in Afghanistan ist alles schlecht“ war nicht richtig. Wie müssen sich beispielsweise die evangelischen, gläubigen Soldaten dort vorgekommen sein – von ihrer eigenen Führerin angeprangert.
Und auch einen notwendigen Tyrannenmord mit der Pflicht zur Gewaltlosigkeit abzulehnen ist nicht nachvollziehbar. Christlicher ist es meiner Ansicht nach, das Leid und Unrecht auf der Welt mit den möglichen Mitteln so gering wie möglich zu halten. Das funktioniert jedoch nicht mit Pazifismus allein .
Ich selbst halte auch nicht das Meiste von Afghanistan-Einsatz . Aber nicht aus pazifistischen Gründen.

Und zum Verbot von Kondomen – ich bin nicht der Bibelexperte, aber handelt es sich dabei nicht eher um eine von der kath. Kirche konstruierte Verhaltensmaßregel aufgrund der Auslegung, Sex habe ausschließlich den Zweck, sich nach erfolgter Heirat zu vermehren? Das Verbot ist vor diesem Hintergrund natürlich logische Konsequenz – aber steht im Neuen Testament irgendwo tatsächlich, dass Sex nur der Fortpflanzung dient? Mag sein – so bibelfest bin ich weiß Gott nicht. (Und was mir nicht gefällt, überles ich auch schon mal…) Aber man muss auch immer sehen, dass auch die Evangelien letztendlich von Menschen geschrieben wurden und auch nur die von der Kirche anerkannt sind, die inhaltlich „in den Kram passen.“ Gerade in diesen Punkt gibt es sehr interessante Diskussionen und Theorien, wie und warum gerade die vier Evangelien zu diesen wurden. Führt aber zu weit hier.

Alles in allem eine schwierige Diskussion. :schwindlig:
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