http://www.salzburg.com/online/nachrichten/newsletter/Grenzen-und-alte-Vorurteile-abbauen.html?article=eGMmOI8VecMBZH5NXZjEInGRfrHPXQRiMN3CFod&img=&text=&mode= hat geschrieben:Bis zum Ersten Weltkrieg war es ein gemeinsamer, städtischer Organismus, der Vertrag von Saint Germain nach dem Ende der Habsburgermonarchie führte 1919 zu einer Teilung in zwei eigenständige Grenzstädte: Bad Radkersburg und Oberradkersburg (Gornja Radgona). Jetzt, nach dem EU-Beitritt von Slowenien und einem „Bilateralen Gestaltungswettbewerb“ darf in der Südsteiermark wieder zusammenwachsen, was zusammen gehört.
„Aus Konfrontation wird wieder Partnerschaft“, erklärt der Radkersburger Bürgermeister Peter Merlini. Das Fundament für die Beseitigung der geistigen Grenzen soll über die Stadtplanung gelegt werden, derzeit wird etwa die Murbrücke saniert, die 1500 Einwohner in der Steiermark mit 9000 im slowenischen Oberradkersburg verbindet. Aus dem geschichtsträchtigen, im Jahr 1969 von jugoslawischen Staatschef Josip-Broz Tito und dem österreichischen Präsidenten Franz Jonas wiedereröffneten Bauwerk über den Fluss, der zugleich Staatsgrenze ist, soll eine „Flaniermeile“ werden. Mit Einbindung der Murufer, Rad- und Spazierwegen in einem geeinten Europa. Beim Abbau der funktionslos gewordenen Grenzstationen hat Slowenien übrigens die Nase vorn. „Die haben rasch reagiert, in Österreich wurde hingegen eine Kommission eingesetzt, konkrete Ergebnisse lassen auf sich warten“, kritisiert Merlini.
Im täglichen Zusammenleben hat sich in jüngster Vergangenheit einiges zum Positiven verändert. Die in der älteren Generation teilweise noch vorhandenen Ängste vor dem Kommunismus weichen einer neuen Selbstverständlichkeit von guten nachbarschaftlichen Beziehungen. „Slowenische Kinder besuchen unsere Kindergärten und Volksschulen, es gibt eine gemeinsame HTL mit Englisch als Arbeitssprache und immer mehr Radkersburger wiederum wollen Slowenisch lernen“, berichtet der Bürgermeister. Früher hätte man nur aus wirtschaftlichen Überlegungen Vokabel gelernt, heute setze sich die Meinung durch, dass man sich eben besser verstehe, wenn man die Sprache des anderen zumindest ein bisschen kennt. Im Großraum Radkersburg werden vier Sprachen gesprochen, neben Deutsch und Slowenisch auch Kroatisch und Ungarisch.
Der wirtschaftliche Aufschwung Sloweniens ist in Gornja Radgona deutlich sichtbar. „Früher gab es bloß Einkaufs- und Tanktourismus. Heute eher eine Neugier am Gegenüber, diverse Feste sind Treffpunkte für Steirer und Slowenen“, berichtet ein Einheimischer im Radkersburger Café Sattler. Und: „Unverbesserliche gibt es immer, aber in der Regel geht man aufeinander zu.“ Während Radkersburg sich als Thermenkurort einen Namen gemacht hat, spezialisierte man sich jenseits der Mur auf Gewerbe und Industrie. Peter Merlini: „Wir können voneinander lernen. Ziel ist ein gemeinsamer, attraktiver Standort.“
